Exitus für ein Krankenhaus?
Für viele Menschen ist es so selbstverständlich wie die Feuerwehr oder die örtliche Polizeidienststelle: das Krankenhaus am Ort, zumindest in der Nähe. Platzwunden, diffuse Schmerzen in der Brust oder hohes Fieber – im Krankenhaus ist die Notaufnahme sieben Tage die Woche, rund um die Uhr geöffnet. Das kann Leben retten. Umso größer die Empörung, wenn es heißt: Das Krankenhaus soll geschlossen werden. So wie in Ingelheim. Dort kämpften sie über Jahre für den Erhalt der Klinik. Eine Reportage über ein Krankenhaus auf der Intensivstation.
Die SWR-Reportage:
Im Krankenhaus von Ingelheim haben zwei Insolvenzverwalter die Amtsgeschäfte übernommen: Rainer Eckert und Mark Boddenberg. Der Job der beiden ist es, Krankenhäuser zu reanimieren oder, wenn gar nichts mehr geht, zu Grabe zu tragen. Ingelheim ist so ein Notfall, „äußerst schwierig,“ sagt Rainer Eckert, aber nicht hoffnungslos: „Um es zu retten, müssen wir einen Käufer finden, einen Investor, den wir für das Haus begeistern können.“
Das Krankenhaus von Ingelheim ist das typische Krankenhaus der so genannten Grund- und Regelversorgung mit Notaufnahme, einer chirurgischen Abteilung und der Inneren Medizin. Es ist wie viele kleine Häuser defizitär und das schon seit vielen Jahren.
Als die Dreharbeitern im Dezember 2020 beginnen haben die Insolvenzverwalter noch zwei Wochen Zeit, einen Investor zu finden, der das Krankenhaus doch noch weiterführen will. Noch werden im Haus Patienten versorgt. Viele aus der Belegschaft sind bereits gegangen. Ein harter Kern hält die Stellung und hofft auf einen Neubeginn. Doch die erfolglosen Sanierungsversuche der letzten Jahre haben Spuren hinterlassen und den Insolvenzverwaltern bleibt nicht mehr viel Zeit.
Die SWR-Autoren Cornelia Uebel und Klaus Martens haben den Kampf um das Krankenhaus beobachtet. Sie sind dabei, als es am Ende nur noch einen einzigen Interessenten gibt und erleben mit der Belegschaft des Krankenhauses den Tag, an dem die Entscheidung fällt, ob das Krankenhaus von Ingelheim nach 80 Jahren weitergeführt wird oder entgültig schliessen muss.
ARD/SWR — 2021
Ein Film von Cornelia Uebel und Klaus Martens